2013.09.19. Lübecker-Nachrichten-Redakteur verhöhnt ALG-II-Empfänger

Peinlich berührt, ja das stimmt. Peinlich berührt konnte man wirklich über den Kommentar, mit eben dem Titel „Peinlich berührt“, sein, den der Redakteur Herr Oliver Vogt, am 19. Juli 2013, in der Tageszeitung „Lübecker Nachrichten“, über die Kritik absonderte, die über den Ratgeber weitflächig aufloderte, den das Jobcenter Pinneberg vor Kurzem herausbrachte.

 

Ist der Typ wirklich so blasiert, oder tut er nur so?

 

Die Kritik, die über den Ratgeber aufloderte, wurde eben nicht, wie Herr Vogt behauptete, von den „angeblich politisch Korrekten“ von sich gegeben, sondern von denjenigen, die eine Veralberung und Verhöhnung einer Gruppe in unserer Gesellschaft nicht für richtig halten.

 

Es lässt sich eben nicht darüber streiten, ob man ein Beratungsblatt so aufzieht, als ob man einem Kind, mit Begleitung von Comic-Zeichnungen, deutlich machen möchte, dass das Zähneputzen wichtig ist und der Onkel Zahnarzt doch ein ganz netter Mensch ist, den man gerne besucht, weil man ja weiß, dass dieser Onkel nur das Beste für einen möchte.

 

Und wohl jeder dürfte wissen, dass Duschen weniger kostet, als ein Vollbad. Darauf in dem Ratgeber hinzuweisen, kann man schon als Bevormundung bewerten, wie man es eben bei einem nicht reifen Mitglied der Gesellschaft für nötig hält. Da fehlt nicht mehr viel zum Hinweis, auch zwischendurch, für das Einseifen, die Dusche abzustellen, oder warum nicht gleich mit einem Waschlappen die Ohren, und na klar auch den Rest, vor dem Waschbecken zu waschen.

 

Es mag ja noch lustig sein, dass Herr Vogt, die in dem Ratgeber als Familie Fischer betitelten ALG II Empfänger, wenn auch als etwas naiv, aber doch als positives Beispiel dargestellt bezeichnet, die doch angeblich nur aufzeigen, wie man mit so einer schwierigen Situation umgeht. Aber genau da verharmlost Herr Vogt.

 

Wie locker und flockig sind doch die Probleme. Sogar die Wohnungssuche, in angemessenem Rahmen, ist ja so kinderleicht, mit netten Hauseigentümern, die man ganz leicht dazu bringt, eine schöne Wohnung günstig zu vermieten. Da fragt man sich schon, in welcher Welt Herr Vogt eigentlich lebt.

 

Ach ja. Und dann der Vorschlag Gemüse selbst im Garten anzupflanzen. Eine Glanzleistung des Jobcenters Pinneberg, der eigentlich nur zeigt, welch geistiger Tiefstand dort herrscht. Welcher ALG II Empfänger hat bitte schön einen Garten? Und wenn er denn einen hat, wie lange hat er ihn denn noch, wenn er ALG II bekommen will, bzw. bekommen muss?

 

Und, Herr Vogt erlaubt sicher, dass ich aus seinem Kommentar zitiere, was ich hiermit tue:

 

„Menschen, die von 382 Euro im Monat leben müssen, stellt sich schon die Frage, ob sie den Erlös aus dem Verkauf von Möbeln behalten dürfen, oder ob sie lieber Leitungswasser trinken – weil es im Vergleich zu Rotwein zweifellos Geld spart.“

 

Als ob man immer gleich Möbel hat, die man nicht mehr benötigt und daher verkaufen kann, und die auch ganz leicht mal so an den Mann bzw. an die Frau zu bringen sind.

 

Man mag ja außerdem noch darüber streiten können, ob es wirklich Mineralwasser sein muss oder ob auch Leitungswasser ausreicht, so wie es wohl auch in dem Ratgeber vom Jobcenter gemeint war, was Herr Vogt aber lieber verschweigt. Aber in dem Kommentar, wie Herr Vogt schreibt, Leitungswasser als Alternative zum Rotweinkonsum vorzuschlagen, ist eine Verhöhnung.

 

Herr Vogt weist in seinem Kommentar dann auch noch darauf hin, dass Nicht-Betroffene wohl peinlich berührt sein müssen, wenn sie in dem Ratgeber lesen. Armut sehe ja aber wohl so aus. Aber peinlich berührt kann man eigentlich nur über die blasierte Ausführung von Herrn Vogt sein.Intelligenz sieht anders aus.

 

Fehlt nur noch, dass in Kürze ein Kommentar von Herrn Oliver Vogt in der „LN“ folgt, in dem steht, dass die ALG II Empfänger Rotwein saufen, weil sie sich zu fein finden Leitungswasser zu trinken.