Querdenker – eine Gefahr für die Gesellschaft? (!)

 

Durch die Coronapandemie ist die Bewegung groß geworden, aber es gab sie, wenn auch nicht unter diesem Namen, schon vorher. Das erkennt man, wenn man sieht, wogegen die Querdenker sind und wer alles dabei ist.

 

 

Es wäre nämlich viel zu kurz gegriffen, wenn man meint, die wären nur gegen die Coronamaßnahmen und würden sich wegen der in Ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen.

 

Ein Bild (vom 7. November im Leipzig) zeigt es auf, und niemand sollte sagen, ja, das sind da ein paar Leute, die ein Plakat hochhalten, einige wenige in der großen Masse. Das stimmt eben nicht, es gibt viele, die dort gegen Ähnliches demonstrieren.

 

 

1. Gegen die Coronalüge.

 

Welche Lüge denn eigentlich? Dass es Corona gibt, oder, dass Corona gefährlich ist? Irgendwie hat man das Gefühl, dass, auch wenn die Leute einen sehr kleinen teutonischen Teller haben, sie nicht in der Lage sind, über dessen Tellerrand hinauszusehen. Wir sind, in Deutschland, bisher sehr glimpflich davon gekommen; in vielen Ländern sieht es viel schlimmer aus.

 

Wir haben bei dem Thema Corona ein großes gesellschaftliches Problem:

 

In früheren Jahrhunderten und Jahrtausenden hat wohl wirklich jede einzelne Menschheitsgeneration mindestens eine großflächige Krise erlebt.

 

Sei es durch Krieg, Hungersnöte durch Missernten (was eher die Regel als die Ausnahme war), Pest, Pocken, Masern (ja auch die waren mal viel gefährlicher als heutzutage) oder andere Katastrophen.

 

In jeder Familie gab es jemanden, der so etwas noch erlebt hat und davon erzählte; bzw. ihn gab es nicht mehr, weil er an der Krise gestorben war, dann gab es aber noch Leute in der Familie, die ihn kannten und sich daran erinnerten.

 

Und man hat damals vorgebeugt, so weit man vorbeugen konnte. Bei Missernten, die sich oft ja schon vorher ankündigten (man sah ja, wie sich das Gepflanzte im Laufe des Sommers entwickelt), hat man die vorhandenen Lebensmittel gestreckt und nach Alternativen gesucht (Eicheln aus dem Wald z.B.)

 

Bei der Pest hat man versucht, sich abzuschotten. Das hat zwar wenig geholfen, weil man die Ursachen der Krankheit nicht kannte, aber man hat es zumindest versucht.

 

Die Vorsichtsmaßnahmen haben nicht immer geholfen, aber man hat das getan, was möglich war, um ein Risiko zu verringern.

 

Wir haben das Problem, dass es seit drei Generationen keine Krise mehr in Deutschland gegeben hat. Niemand hat mehr in der Familie jemanden, der sich mit dem Umgang so einer Krise auskennt.

 

Wir sind entwöhnt - verwöhnt. Wir leben in einer Gesellschaft, in der der Staat so etwas von uns fern hält, und wenn etwas nicht ganz in Ordnung ist, soll er das richten – ohne uns damit zu belästigen. Und belästigt er uns damit, wird geistlos abgekotzt, z. B. von Panikmache gesprochen.

 

Das ist eines unserer Probleme.

 

2. Gegen die beschlossenen Maßnahmen bei Corona.

 

Man mag gerne, wenn man denn will, über einzelne Maßnahmen diskutieren, aber das wollen die ja gar nicht. Sie halten die Maßnahmen grundsätzlich für falsch und halten sie für eine Einschränkung der Grundrechte.

 

Wobei, wer gegen Masken demonstriert, weil die Pflicht sie zu tragen die Freiheit einschränkt, kann auch gegen die Gurtpflicht beim Autofahren demonstrieren, gegen Helmpflicht beim Motorradfahren, Geschwindigkeitsbegrenzungen, oder dagegen demonstrieren, dass man bei Rot nicht über die Kreuzung oder Zebrastreifen fahren darf.

 

Aber selbst wer dagegen demonstriert, dass man bei Rot nicht über die Kreuzung fahren darf, hat sich bei einer entsprechenden Demonstration an dieses Verbot zu halten, und darf nicht einfach bei Rot über die Kreuzung brettern.

 

Genauso muss man auch bei eine Demonstration gegen Coronamaßnahmen die Maßnahmen einhalten; z.B. das Abstandhalten.

 

3. Gegen den Klimawandelschwindel. Chemtrails usw.

 

Nun, wenn man eine Demonstration gegen die Coronamaßnahmen abhält, dreht es sich um Corona, nicht um das Klima. Und wer gegen die Chemtrails demonstriert, ist wohl total fehl am Platz.

 

Und daran erkennt man ein wesentliches Problem dieser Demonstrationen. Viele der Demonstranten demonstrieren nicht nur für das, wozu die Demonstration angemeldet wurde, sondern sie haben noch ganz andere Dinge auf der Agenda, die mit Corona und den Einschränkungen nichts zu tun haben. Sie demonstrieren gegen Dinge, die teilweise wissenschaftlich fundiert belegt wurden (z. B. den weitestgehend von Menschen gemachten Klimawandel), oder schlichtweg nur wilde Verschwörungstheorien sind.

 

Sei es, dass Bill Gates angeblich mit einem Impfstoff die Bevölkerungszahl auf der Erde verringern will und dann die Weltherrschaft an sich reißen möchte. Sei es, dass die Elite angeblich in tiefen Schächten und Höhlen Kinder züchten, um mit deren Blut ewige Jugend zu erhalten, oder sie demonstrieren gegen Chemtrails, die angeblich im Auftrage der Regierung ausgeführt werden, um die Anzahl der Bevölkerung zu verringern, sie stupide zu machen und sie zu geistigen Trotteln mutieren zu lassen.

 

Im Grunde klatschen die Leute für jede Behauptung voller Ekstase in die Hände, die sich gegen die gesellschaftlichen Normen wendet. Und sie wenden sich dabei denen zu, die sich jeder zivilisierten Konversation enthalten, und stattdessen wirklich Hass schüren.

 

Man hat den Eindruck, die Leute würden sich regelrecht danach sehnen, den „Andersdenkenden“ endlich eins auf die Schnauze hauen zu dürfen; wie ein Steinzeitmensch, Keule schwingend, aus der Höhle stapfen zu dürfen, um jeden, der beschwichtigend die Hände hebt, platt zu machen.

 

Man bekommt den Eindruck, die Leute haben einfach die Schnauze voll von zivilisiertem Konsens, der einem von der Gesellschaft aufgezwungen wird. Auch bei vielen im Netz, z. B. bei denen, die der AfD zujubeln, hat man oft das Gefühl, es dreht sich bei ihrer Zustimmung nicht um das Parteiprogramm der AfD, sondern wie das Parteiprogramm im Netz (z. B. bei Facebook und Twitter) von den Funktionären dargebracht wird. Pöbelnd, voller Beleidigungen, voller Hass.

 

Man merkt auch im Netz, dass die Leute überhaupt kein Interesse haben, sich zu irgendeinem Thema sachlich zu äußern. Bringt man selbst einen sachlichen Kommentar, egal jetzt ob zu Corona, Klimawandel oder über ein anderes politisches Thema, antworten sie einem eigentlich nur mit Erwiderungen, die in keiner Art und Weise sachlich sind. Oft wird man, für die eigene angebliche Blödheit, nur ausgelacht, da man ja, ohne das erläutert wird, warum es das ist, etwas obrigkeitshöriges schreibt.

 

Mein scheint sich nach einer tollen Abwechslung zum eigenem ekelhaften Dasein zu sehnen, bei dem man sich eben nicht mehr höflich gegenüber Chef und Kunden verhalten muss, man endlich der scharfen Kollegin nachpfeifen darf, und dem blöden Kollegen, den man nicht ausstehen kann, endlich einfach mal eins in die Fresse geben kann.

 

Da führt die AfD die richtige Sprache. So möchte man auch sein. Endlich Schwein sein dürfen.

 

Es scheint oft eher ein Aufstand gegen gesellschaftliche Zwänge und gesellschaftlichen Konsens zu sein. Man will dagegen sein, was die Masse für richtig hält. Man will frei sein, von der Norm, sich mit anderen einigen zu müssen.

 

Und das scheint mir, bei allen anderen Problemen zu dem Thema, ein ganz wesentliches Problem zu sein. Wir müssen zu zivilisiert sein, und die evolutionäre Anpassung, die Jahrtausende dazu benötigt, schafft das nicht binnen zweihundert Jahren.

 

Man muss sich alleine mal überlegen, seit wann müssen wir uns denn so zivilisiert verhalten? Das ist noch gar nicht so lange. Selbst in Friedenszeiten war der Ton vor 200 Jahren, zumindest bei den meisten, noch wesentlich rauer als heutzutage. Sei es auf dem Lande oder in der Stadt in den Arbeitervierteln. Dass die sehr kleine Oberschicht sich sicher zivilisierter ausdrückte, war eben, gesamtgesellschaftlich gesehen, eine Ausnahme. Und auch dort gab es immer noch ausreichend Möglichkeiten, sich abzureagieren. Prügelstrafen an Weib und Kind waren normal.

 

Und heutzutage muss man sich zusammenreißen. Da sehnen sich viele in die gute alte Steinzeitzeit zurück. Wobei sie, wenn sie an die alte Zeit zurückdenken, immer die sind, die die Keule schwingen, nie die, auf die mit der Keule eingedroschen wird.

 

Das zeigt aber auch, dass die Querdenkerbewegung, egal wogegen der Einzelne dort aufsteht, eine antidemokratische Bewegung ist, die auch gegen ein friedliches gesellschaftliches Zusammenleben ist.

 

Sie schreien nach Freiheit, meinen aber Egoismus, da Freiheit dort aufhört Freiheit zu sein, wo es die Freiheit, Gesundheit und berechtigter Bedürfnisse anderer einschränkt.

 

Und aus diesem Grunde sind wir auch total im Arsch. Denn, um nicht den nächsten Generationen eine total kaputte Lebensgrundlage zu hinterlassen, müssten wir unsere Lebensart extrem ändern, um unter anderem den Klimawandel stoppen oder zumindest stark abschwächen zu können. Und dazu werden viele nicht bereit sein.

 

 

Und somit werden die folgenden Generationen, wobei es schon mit der anfängt, die zurzeit noch zur Schule geht, zwangsweise mehr Einschränkungen haben, als wir freiwillig nicht bereit sind zu geben.

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