Erdogan - Wenn ein Politiker total ausrastet.

Irgendwie rastet der türkische Präsident Erdogan inzwischen wohl total aus.

 

Nicht nur, dass die AKP vor Jahren selbst ein Gesetz erlassen hat, dass Wahlkampf im Ausland verbietet, hat Erdogan auch, ziemlich genau vor einem Jahr, als der deutsche Botschafter in der Türkei, als Besucher, eine öffentliche Gerichtsverhandlung beigewohnt hat, in dem ein Oppositioneller vom türksichen Staat angeklagt wurde, folgenden Spruch öffentlich in eine Mikrofon gebrüllt:

 

Wer seid Ihr? Was habt Ihr da zu suchen. Diplomatie unterliegt einem gewissen Anstand und Umgangsformen. Das ist nicht Euer Land. Das ist die Türkei. Innerhalb des Konsulats können sie sich frei bewegen. Alles andere bedürfe einer Genehmigung.“

 

Und nun nennt er Länder der EU (inzwischen ja nicht einmal nur Deutschland) Nazis und Faschisten, wenn sie Wahlkampfauftritte von türkischen Politikern, in ihren Ländern, verbieten, bei denen Erdogan der Auffassung ist, er hat ein Recht dazu, solches in EU-Ländern abhalten zu lassen.

 

Erdogan ist der Auffassung, dass selbstverständlich türkische Politiker, in den EU-Ländern, ohne groß um Erlaubnis zu fragen, Wahlkampf für für ein Referendum, das in der Türkei abgehalten werden soll, machen dürfen.

 

Davon abgesehen, dass deutsche Diplomaten in der Türkei nicht einmal öffentliche Gerichtsverhandlungen besuchen dürfen, wenn der türkische Staat als Ankläger auftritt, war es auch Erdogan, der es deutschen Parlamentariern verboten hatte, deutsche Soldaten, die auf einem NATO-Stützpunkt in der Türkei stationiert sind, zu besuchen.

 

Unseren Politikern und Diplomaten legt er, verbal, Fesseln an, aber er ist der Meinung, bestimmen zu können, dass türkische Politiker in Deutschland und anderen europäischen Staaten Wahlkampf machen dürfen.

 

Das ist ein Witz – wenn auch ein schlechter.

 

Da sollte Erdogan sich einmal an seine eigenen Sätze erinnern, die, auf Deutschland (und Europa) abgewandelt, dann heißen würden:

 

Wer seid Ihr? Was habt Ihr da zu suchen. Diplomatie unterliegt einem gewissen Anstand und Umgangsformen. Das ist nicht Euer Land. Das ist Deutschland (oder Niederlande, Dänemark, Schweden). Innerhalb des Konsulats können sie sich frei bewegen. Alles andere bedürfe einer Genehmigung.“

 

Man könnte ja noch behaupten, dass Erdogan seine verbalen Entgleisungen, gegen europäische Länder, im Grunde nicht ernst meint, sondern es auch nur Wahltaktik ist, denn, er schafft mit seiner Rhetorik einen ausländischen Feind, und schweißt damit die türkische Bevölkerung hinter sich zusammen. Aber dann wäre es im Grunde sogar noch schlimmer. Er provoziert dann nämlich mit Absicht, ganz bewusst, einen Eklat mit anderen Ländern, nur um im eigenen Land die Mehrheit für ein Referendum durchzubekommen. Und er provoziert dabei ganz bewusst so extrem, dass die jeweiligen Länder, nicht um das Gesicht, auch vor der eigenen Bevölkerung, zu verlieren, gar nicht anders handeln können.

 

Man muss es ganz klar sagen. Diese Türkei gehört nicht zur EU.

 

Und noch einmal; es werden, aus welchen Gründen auch immer, nur die Wahlkampfauftritte verboten. Jeder Türke und jede Türkin, der/die in Deutschland lebt und das türkische Wahlrecht hat, darf, in Deutschland, für oder gegen das Referendum wählen gehen.

 

Und mit Verlaub, es ist allgemein bekannt, dass viele Türken, die in Deutschland leben, türkisches Fernsehen empfangen und regelmäßig sehen.

 

Ein persönlicher Auftritt von türkischen Politikern wäre daher gar nicht notwendig, um die eigene Agenda zu verbreiten.

 

Da kann man auch den Eindruck bekommen, dass nicht die gewünschten Auftritte der Politiker der eigentliche Wahlkampf sein soll, sondern die verbalen Entgleisungen von Erdogan und anderen türkischen Politikern, die, wie schon geschrieben, durch ihre Rhetorik die jeweiligen Länder geradezu zwingen, die Auftritte zu untersagen, damit wiederum die türkischen Politiker auf den verletzten türkischen Nationalstolz weisen können.

 

Und damit nehmen Erdogan und die anderen türkischen Politiker auch keine Rücksicht darauf, dass sie die Stimmung, nicht nur unter den Politikern, sondern auch in der jeweiligen Bevölkerung vergiften.

 

Nicht nur in Deutschland dürfte das Verhältnis zwischen Deutschen und sehr nationalbewussten Türken, für lange Zeit vergiftet sein. Und auch das müsste einem Politiker bewusst sein.

 

 

Auch das zeigt, dass ein Erdogan, und die Türkei eines Erdogans, in der EU nichts zu suchen hat.

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Kommentare: 6
  • #1

    dr. mueller (Donnerstag, 30 März 2017 14:25)

    Hallo Herr Kogge,


    gehört nicht zum Thema, aber wollten Sie nicht noch ein Projekt zum Hartz-4-Thema angehen?

  • #2

    Berthold Kogge (Donnerstag, 30 März 2017 17:06)

    Hallo dr. mueller

    Eigentlich nicht. Ich kann mich zumindest nicht erinnern, so etwas angedeutet zu haben.

    Sollte ich den Eindruck gemacht haben, in welche Richtung sollte das denn gehen?

    Im Grundsatz halte ich ja ALG II für richtig. Dass ich einige Reformen begrüßenswert halte, ich es erstrebenswert finden würde, wenn Gerichtsfälle statt Jahre nur ein oder zwei Monate dauern würde, und, was ja nicht möglich ist, Fehlverhalten von Jobcentern auch vor einem Verwaltungsgericht eingeklagt werden können sollte, was dazu führen würde, dass die dortigen Mitarbeiter sich eher mal überlegen würden, eine Sanktion auszusprechen, hatte ich ja schon erwähnt.

  • #3

    dr. mueller (Freitag, 31 März 2017 19:27)

    Hallo, denke, dass es sich um ein Buch über voreilige Sanktionen, Sinnlosmaßnahmen und unnötige Gängelungen/Bürokratie handeln sollte!

  • #4

    Berthold Kogge (Freitag, 31 März 2017 22:32)

    Hallo dr. mueller.

    Da müssen Sie was in den falschen Hals bekommen haben. Wenn ich ehrlich bin, wüsste ich auch nicht, was ich da viel schreiben sollte. Wenn man einen konkreten Fall hat, der sich über Jahre hinzieht, dann kann man darüber auch ein Buch schreiben. Aber dann müsste man auch Akteneinsicht haben.

    Aber bei den grundsätzlichen Dingen, kann man das relativ kurz abhaken. Das würde eine Seite füllen, aber sicher nicht ein ganzes Buch. Punkt 1, Punkt 2, Punkt 3 .....

    Wobei ich mich alleine damit schwer tun würde, die Gängelungen, die passieren, alle zu kennen. Man kann sicher im Internet viele Beispiele finden, wer sich falsch behandelt gefühlt hat, aber diese Berichte sind auch immer sehr einseitig - was nicht heißt, dass sie nicht stimmen müssen, aber, bevor man etwas schreibt, sollte man schon alle Seiten kennengelernt haben. Ansonsten sieht man sich schneller vor einem Richter stehen als einem lieb ist.

    Aber, wie gesagt, eigentlich hatte ich da nichts Konkretes vor gehabt. Das müssen Sie mich falsch verstanden haben.

    Und irgendwie bin ich schon seit Monaten mit einem ganz anderen Thema beschäftigt.

  • #5

    dr. mueller (Samstag, 01 April 2017 10:52)

    kein Thema, vom Grundstz, ja zur Arbeit, waren wir ja nahe zusammen!

  • #6

    Berthold Kogge (Sonntag, 02 April 2017 13:26)

    Sehe ich auch so.