Trump - Gott schütze Amerika - und uns.

Bevor hier jemand einen falschen Eindruck bekommt, sage ich gleich, dass es das System der Demokratie ist, dass das Volk wählt, wen es an der Spitze des Staates haben möchte, und das Ergebnis hat man zu akzeptieren.

 

Anderseits darf man jede Entscheidung auch kritisieren, wenn man eine andere Meinung hat, und man darf sicher auch fragen, wie zerrissen, wie kaputt muss eine Gesellschaft sein, wenn es ein sexistischer, populistischer Egomane schafft, der Präsident eines Landes zu werden.

 

Wie kann jemand, der auch noch den Wahlkampf mit populistischen Sprüchen, mit Hasstiraden gegen Nichtweiße, und Beleidigungen gegen die Konkurrenz und gegen Eltern von im Krieg getötet Soldaten bestreitet, und allgemein sexistisch Bemerkungen gegen Frauen von sich gab, gewählt werden.

 

Und mal ganz ehrlich, wie glaubhaft ist ein zwielichtiger Immobilien-Tycoon, der sich im Wahlkampf als Rächer der Enterbten aufspielt.

 

Sicher, die Konkurrenz war auch nicht gerade berauschend, und man kann sich überhaupt fragen, wieso ein Land mit so vielen Einwohnern keine besseren Präsidentschaftskandidaten auf den Schild stellen konnte.

 

Aber egal, Trump ist nun einmal gewählt, und wir müssen damit leben. Aber was heißt es für uns, oder auch für die, die Trump gewählt haben, wenn Trump seine Wahlversprechen einhält.

 

Amerika zuerst heißt es. Er will Importe besteuern. Er will die Wirtschaft der USA vor ausländischen Waren schützen.

 

Das klingt sinnvoll, aber würde nur funktionieren, wenn die anderen Länder sich das auch gefallen lassen. Aber das wird nicht geschehen, ein Handelskrieg könnte die Folge sein, und alle, auch die Wirtschaft der USA, würde Schaden nehmen. Amerika (und nicht nur die) würden in eine Rezession fallen, und es würden nicht Arbeitsplätze geschaffen werden, sondern vernichtet werden.

 

Oder Trump macht das, was er am liebsten tut. Einen Deal.

 

Aber mit wem kann man einen Deal machen? Mit China, dessen Importe in die USA er ja gerade angeblich beschneiden will?

 

Das klingt absurd, gibt aber Sinn. Er will die Importe aus China versteuern, und davon wird er auch nicht abgehen. Aber anderseits will Trump auch nicht die Weltpolizei spielen. Amerika first heißt auch, dass Trump andere Länder nicht interessieren, wenn sie für die USA keinen Vorteil bringen.

 

Mit China könnte folgender Deal möglich sein. Er besteuert chinesische Waren, allerdings kommt er den Chinesen entgegen, in dem die geplanten Einfuhrsteuern nur in halber geplanter Höhe beschließt, und er den Chinesen außerdem freie Entfaltungsmöglichkeit im chinesischen Meer zusagt. Das würde China sehr entgegen kommen.

 

Auch mit Russland könnte man einen Deal durchziehen.

 

Trump interessiert sich nicht für Osteuropa, und wenn die USA ihre Verpflichtung aus dem Natobündnis kündigt oder extrem einschränkt, könnte Putin sich das zunutze machen.

 

Machen wir uns nichts vor, strategisch gesehen wäre es für Russland sehr interessant, wieder über die baltischen Staaten Einfluss zu bekommen.

 

Warum? Ganz einfach.

 

Russland hat nur zwei wirklich große Handels- und Militärhäfen im Westen, also an der Ostsee.

 

St. Petersburg und Kaliningrad.

 

St. Petersburg ist im Winter durch Eis oft lahmgelegt.

 

Kaliningrad, sicher weniger durch winterliche Eisbildung behindert, muss aber über See versorgt werden. Es gibt keine direkte Landverbindung zu dem Rest von Russland, und dazwischen liegen die NATO-Staaten Estland, Litauen und Lettland.

 

Über diese Staaten wieder Einfluss oder gar Kontrolle zu bekommen, macht Sinn. Und ganz nebenbei würde man außerdem mit Riga und Tallinn über weitere zwei große Häfen an der Ostsee Einfluss bekommen.

 

Und was könnte die USA als Gegenleistung bekommen?

 

Wie wäre es mit Aufträgen in fast unbegrenzten Milliardenbeträgen, um die russische Wirtschaft zu modernisieren. Auch wenn die USA selbst nicht gerade die modernste Wirtschaft hat, kann sie hoch technische Maschinen und Fabrikanlagen liefern.

 

Und wo würde Europa bleiben, das Europa, das sich selbst seit Jahren mit wahrer Begeisterung zerfleischt. Ein Europa, das mit dem Brexit das erste Land verloren hat, bzw. wohl verlieren wird, und sollte Le Pen französische Präsidentin werden, und sie ihr Referendum über einen Austritt aus der EU durchbekommen, im Grunde am Ende ist.

 

Amerika first. - und ganz nebenbei, drei große Machtblöcke, die sich vielleicht dann mal später sogar bekriegen – später, in ferner Zukunft. Erinnert das nicht irgendwie an George Orwell in „1984“?

 

Denn irgendwann, wenn man die Welt aufgeteilt hat, muss man sich wieder miteinander beschäftigen. Und bei drei ist oft einer zu viel. Nähern sich zwei etwas an, fühlt sich der Dritte ausgeschlossen, benachteiligt und wird sich fragen, warum nähern die anderen sich an.

 

Sollte Trump seine Wahlversprechen durchführen wollen, gibt es fast keine andere Möglichkeit. Europa kann ihm wenig bieten. Russland aber China schon. Und Europa zahlt eben die Einfuhrsteuern, oder tut es nicht, was heißt, es liefert nicht in die USA, was Trump nicht stören wird, denn was sollte aus Europa groß kommen? Autos? Die kann die USA nicht nur selbst bauen, sondern will es auch. Maschinen? Kann die USA auch selbst bauen. Der sogenannte Rostgürtel der USA würde wieder aufleben.

 

Wie gesagt, Trump hat seinen Wählern (und seinen Nichtwählern) viel versprochen. Er muss liefern.

 

Was kann Europa dagegen machen?

 

Im Grunde müsste Europa ganz schnell eine wahre EU werden. Reformiert, ohne eine Kommission als Regierung, sondern eine Regierung, die aus der Mehrheit des EU-Parlamentes gewählt wird. Vielleicht ein zweites Haus noch, ähnlich wie bei uns der Bundesrat. Und dann eine Regierung mit einem richtigen Außenministerium, dass die EU gemeinschaftlich nach außen vertritt, ein richtiges Wirtschaftsministerium, ein Verteidigungsministerium, das auch die Armeen zusammenführt, ein Innenministerium.

 

Und egal wer, ob die USA, Russland oder China, muss dann mit dem entsprechenden EU-Minister verhandeln.

 

Aber dafür dürfte es leider zu spät sein. Bleibt nur die Feststellung, die Zukunft Europas dürfte gestern gewesen sein.

 

 

Oder hoffen wir einfach, dass Trump nicht der Präsident wird, den er während seiner Wahl vorgegeben hat. Aber dann liefert er den Amerikanern nicht, was er ihnen versprochen hat.

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