Helikoptergeld

Und wieder mal wird in den sozialen Netzwerken eine neue Sau durchs Dorf getrieben.

In den letzten Tagen werden die sozialen Netzwerke mit einem neuen Begriff überschüttet. Helikopter-Geld.

 

Da alle Versuche der EZB, über die Banken Geld auf den Markt zu bringen, gescheitert ist, schlagen tatsächlich einige vor, einfach Geld an die Bürger zu verteilen, denn die würden das in den Markt pumpen.

 

Dabei wird durchaus übersehen, dass auch heute schon Gelder der EZB in den Markt gelangen. Steigende Kurse im Aktienmarkt ist ein Beispiel dafür. Auch die Nachfrage an Immobilien ist gestiegen.

 

Aber das, oder eine Verstärkung in diese Richtung, hat doch überhaupt keinen Sinn.

 

Und es ist erwiesen, dass nur die ärmeren Schichten zusätzliches Geld vollständig in den „realen Markt“ weiterleiten.

 

Des Weiteren könnte man sich fragen, was sinnvoller wäre?

 

Den Bürgern mehr Geld zu geben, damit sie sich ein teureres Auto kaufen können, wie einen SUV, um einen geländegängigen Wagen zu haben, damit man die erhöhte Zahl der Schlaglöcher, die unsere Straßen haben, bewältigen kann -

 

oder:

 

ob man lieber dem Staat das gedruckte Geld geben sollte, dann können die Bürger vielleicht nicht mehr Geld für ein SUV ausgeben, benötigen dieses aber auch nicht, da der Staat das Geld bekommt, um die Straßen zu sanieren.

 

Das einzig Sinnvolle wäre, dem Staat gedrucktes Geld zu geben, mit der Auflage, es in die Infrastruktur zu investieren.

 

Alleine Deutschland fehlen jedes Jahr runde 50 Mrd. Euro für die Erhaltung der Infrastruktur. Straßen, Brücken, Schulen, Universitäten, usw. usw. usw..

 

Könnte Deutschland die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur stecken, würden wir nicht nur wieder eine moderne Infrastruktur bekommen, sondern es würden ungefähr eine Million Arbeitsplätze geschaffen werden.

 

Die Gesamtsumme, die die EZB seit mehreren Monaten an die Banken ausschüttet, in der Hoffnung, dass das Geld im Markt landet, beläuft sich auf insgesamt 1,13 Billionen Euro.


Das Geld fließt in die Banken, die es dort eher lagern als in den Markt zu schießen. Und das, was in den Markt gelangt, gelangt hauptsächlich an die Börse. Aktienkurse steigen, was den meisten Bürgern nicht viel hilft.

 

Es hat sich also gezeigt, dass diese Maßnahme sinnlos ist.


Alternativ das Geld den Bürgern direkt geben, ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Nur bei den Armen wird zusätzliches Geld zu 100 % in den realen Markt gepumpt, und ALG II Empfänger dürften davon, wie bei Kindergelderhöhungen, sowieso ausgenommen sein.

 

Und und von denen, die das Geld bekommen, würden viele es in irgendwelche Verbrauchsgüter oder Verbrauchsleistungen (Urlaub) stecken, die, wenn überhaupt also nur einen kurzfristigen Effekt bringen würden, und wenn der Urlaub z. B. in die Türkei oder sonst wo außerhalb der EU oder des Euroraumes gehen würde, sogar völlig am Ziel vorbeigehen würde.


Also wäre es sinnvoll, das Geld unter Auflagen den Staaten zu geben. Eine Umsetzung der Gelder in Aufträge könnte kurzfristig erfolgen.


Es muss ja keine neue Autobahn sein, deren Planung alleine über 10 Jahre dauert.

Sanierung von Straßen, Schulen, usw. sind kurzfristig zu bewerkstelligen. Um Bundes- Land- oder Gemeindestraßen zu sanieren (neue Straßendecke), werden keine langfristigen Planungen und Bewilligungsbescheide benötigt. Und Schulen zu sanieren, neue Fenster zu setzen, Dächer neu decken usw. kann man auch kurzfristig anpacken.

 

Brückensanierung dauern sicher etwas länger in der Planung, aber auch so etwas ist relativ schnell anzupacken.


Es würden also Arbeitsplätze geschaffen (ungefähr eine Million in Deutschland), und gleichzeitig würde unserer Infrastruktur geholfen werden.


Und - durch die Aufträge vom Staat kommt das Geld in die Wirtschaft, in den Markt, und wir hätten auch den gewünschten Effekt einer breit gefächerten, geringen Inflation.


Würde das Geld der Bürger erhalten, würden, wie gesagt, die wirklich Armen davon sowieso ausgeschlossen werden, und die anderen, die es zusätzlich bekommen, würden vielleicht Aktien oder in Immobilien investieren, und hauptsächlich nur dort eine Inflation (teurere Aktien und teurerer Immobilien) generieren. Zum Vorteil der neuen Aktien- und Immobilienbesitzer.

 

Das Geld unter gewissen Voraussetzungen den Staaten zu geben, wäre also eine kurzfristige Möglichkeit, etwas anzuschieben.

 

Währenddessen würde ein Helikoptergeld, ausgezahlt an die Bürger, weitgehend verpuffen.

 

Langfristig müsste man sowieso sich die ganze Finanzierung der EU- (oder zumindest der Euro-) Staaten überlegen.

 

Eine weitere Neuverschuldung schiebt den Kollaps, der unausweichlich scheint, nur weiter auf. Man muss damit aufhören, weiter für notwendige Investitionen Schulden aufzunehmen.

 

Dazu folgenden Vorschlag.

 

Der Maastrichtvertrag erlaubt eine jährliche Neuverschuldung von 3 %.


Deutschland zahlt zwar zurzeit einen geringeren Zinssatz als 3 %, aber in der Euro-Zone dürften der Zinssatz im Durchschnitt bei 3 % für einen Staat liegen.


Wenn also ein Staat, der ungefähr ein komplettes BIP an Staatsverschuldung hat, sich eine Neuverschuldung mit einem Zinssatz von 3% leistet, und sich an die Maastrichtkriterien hält und 3% seines BIP´s als Kredit aufnimmt, nimmt er die Neuverschuldung nur auf, um die Zinsen der angelaufenen Schulden zu bezahlen.

 

Der Staat würde also nur neue Schulden aufnehmen, um seine Finanzkosten zu bedienen.


Es wird Geld geschaffen, ohne dass dabei ein realer Gegenwert entsteht, da das Geld nur für Finanzkosten verbraucht wird.


Nimmt ein Staat (wie Deutschland) keine neuen Schulden auf, versäumt es aber, in der notwendigen Höhe von 50 Mrd. Euro im Jahr in die Infrastruktur zu investieren, erhöht er zwar nicht seine Schulden, aber das reale Vermögen des Staates nimmt ab, da mit jedem neuen Schlagloch eine Straße an Wert verliert, und mit jedem durchgegammelten Fenster, sanitäre Einrichtungen oder sonstige Schäden am Gebäude, auch ein öffentliches Gebäude an Wert verliert.


Schulden bleiben gleich - der reale Gegenwert sinkt.


Das ist nicht besser, als wenn die Schulden steigen und der reale Gegenwert bleibt stabil.

Wie wäre es, wenn statt Schulden und entsprechende Finanzkosten (Zinsen) die EZB in Höhe des Mastrichtvertrages, den Staaten das Geld druckt, und die Staaten entsprechend keine Schulden machen müssen – und auch nicht mehr dürfen.


Das würde nur unter gewissen Vorbedingungen funktionieren, die vorher geklärt werden müssen.

Auch könnte selbstverständlich die EZB, sollte ein Euro-Land wirklich mehr Geld benötigen, dann dafür mehr Geld drucken. Aber auch das würde nur unter Bedingungen funktionieren.

Eine wichtige Bedingung, von vielen Bedingungen für das alles, wäre, dass kein Land mehr eine Souveränität für seine Finanzen hat, sondern das EU-Parlament einen Finanzminister mit einem Finanzministerium schafft und mit der EZB, die auch die Inflation im Blick haben muss, jedes Jahr die Gelder verteilt. Wohlgemerkt, 3 % des BIP, was laut Maastrichtvertrag sowieso als Neuverschuldung erlaubt ist, und bei Sonderfällen, dann eventuell mehr.



Inflationstechnisch ist es egal, ob die Staaten Schulden machen, und dann Finanzierungskosten haben, die keinen realen Wert schaffen, oder ob man entsprechend das Geld druckt und dafür aber auch Werte schafft. Denn letztendlich stellt sich nur die Frage, schaffen Privatbanken Buchgeld, oder druckt die EZB echte Scheine.


Sicher ist das alles jetzt sehr vereinfacht geschrieben, ein funktionierendes System wäre viel komplexer und muss feiner ausgearbeitet werden.

 

Aber wenn man damit die Möglichkeit der Geldschöpfung durch Privatbanken sehr verringern würde, den Staaten das Problem der Zinszahlungen nehmen würde, würden viel mehr Probleme gelöst werden als neue geschaffen werden.

 

Das Problem, was bleibt, sind die bis jetzt angelaufenen Altschulden, die müssen gesondert behandelt werden. (z.B. Bad-Bank).

 

Aber irgendwann müssen wir sowieso eine „Endlösung“ für die aufgehäuften Schulden finden. Denn, wenn, nach relativ sorglosem Aufschwung nach dem 2. WK, die Schulden für die weitere Zukunft Europa ständig wie ein Klotz am Bein hängen, ist der Kontinent auf immer und ewig einem Sparzwang auferlegt, und wird mit Innovation und Infrastruktur nicht mehr mit dem Rest der Welt mithalten können.

 

Und dann werden wir das Armenhaus dieser Erde werden.

 

 

 

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