Atommüll-Endlager 2.0 - Neue Suche, alte Fehler

Und wieder beginnt eine erneute Suche nach einem Atomendlager. Und wieder geht man von den gleiche Grundsätzen aus, das Zeug verbuddeln, dass man wenn möglich nie mehr an den Müll herankommt und wo er für eine Million Jahre, der Zeitraum wird vorgegeben, sicher lagern soll.

 

Eine sichere Verwahrung über eine Million Jahre. Ist den Leuten überhaupt klar, was das für ein Zeitraum ist.

 

Wenn wir die Zeitspanne der Menschheit, von seinem Anbeginn, nehmen wir da als Beginn den Zeitpunkt als die Gattung Homo auftauchte und erste primitive Steinwerkzeuge erschuf, bis zur heutigen Gegenwart, berechnen, sind es zwischen dem Beginn und heute ca. 2,6 Millionen Jahre. Es gibt also den Menschen, als Mensch, seit rund 2,6 Millionen Jahren, wobei er damals gerade mal aufrecht gehen konnte, wohl der Erste war, der das Feuer nutzen konnte und auf Jagd ging, um seine Nahrung zu erwerben.

 

Verkürzen wir diese 2,6 Millionen Jahre einfach einmal auf einen Tag mit 24 Stunden, und sind wir jetzt, in der heutigen Gegenwart, bei 24 Uhr, also am Ende dieses ersten Tages der Menschheit. Dann würden wir jetzt, am Anfang des zweiten Tages, ein Endlager bauen, das 9 Stunden sicher sein müsste. 9 Stunden an diesem zweiten Menschheitstag, von 0:00 Uhr bis 9:00 Uhr müsste dieses Endlager sicher sein.

 

Aber was ist an dem ersten Tag der Menschheit, den wir gerade hinter uns lassen, alles geschehen?

 

Napoleon ist gerade mal vor 6,65 Sekunden durch Europa gestreift, also um 23:59:53,35  Uhr.

 

Der Dreißigjährige Krieg fand ungefähr vor 13 Sekunden statt, also um 23:59:47 Uhr.

 

Die Völkerwanderung, inklusive des Untergangs des Römischen Reiches, passierte vor ungefähr 53 Sekunden, also um 23:59:07 Uhr.

 

Gaius Julius Caesar eroberte vor gerade einmal 1 Minute und 8 Sekunden Gallien, also um 23:58:52 Uhr.

 

Vor rund 5 Minuten und 30 Sekunden kam im Nahen Osten das Getreide auf, also um 23:54:30 Uhr.

 

Vor ungefähr 27 Minuten und 42 Sekunden erreichten die ersten Menschen, von Afrika kommend, Europa, also um 23:32:18 Uhr.

 

Grob geschätzt vor ungefähr 1 Stunde und 12 Minuten brachen die ersten Menschen aus Afrika auf, um die Welt zu erobern, also um 22:48 Uhr.

 

Gerade mal vor 1 Stunde und 12 Minuten verließen die ersten Menschen überhaupt erst Afrika, und wir wollen heute, also 1 Stunde und 12 Minuten später, ein Atomendlager schaffen, das für ungefähr 9 Stunden lang sicher sein soll. Ein Atomendlager, das so konstruiert ist, dass es für alle Ewigkeit nicht mehr zu entsorgen ist. Es soll wirklich ein Endlager werden, ein Lager, aus dem man den Müll nie wieder herausholen kann.

 

Vor 9 Stunden hausten unsere Vorfahren noch in Afrika, konnten gerade mit dem Feuer umgehen, mit primitiven Hilfsmitteln jagen und dachten noch nicht einmal daran Afrika zu verlassen. Und wie wollen ein Atommülllager bauen, das die gleiche Zeitspanne, wie von damals bis jetzt, umfasst.

 

Wir sind wahnsinnig.

 

Mal ehrlich. Wäre es nicht sinnvoller, statt ein Lager, das 9 Stunden lang sicher sein muss, ein Lager zu konstruieren, das man nach 6-10 Sekunden wieder entleeren kann?!

 

Napoleon ist mit seinen relativ primitiven Mitteln, vor 6,65 Sekunden, durch Europa marschiert. So wie sich die Technik seit dem verändert hat, können wir doch wirklich berechtigte Hoffnung haben, dass wir in weiteren 6-10 Sekunden in der Lage sind, den Atommüll gefahrlos zu entsorgen.

 

Ob dann Captain Kirk das Zeug zur Sonne transportiert, oder wir unbemannte Raketen dafür benutzen, dürfte wohl egal sein. Aber wenn man sich die Entwicklung in den letzten 6,65 Sekunden, also seit Napoleon, so ansieht, dürfte das nun wirklich keine Utopie sein, in weiteren 6-10 Sekunden das Zeug relativ gefahrlos auf den Weg zu bringen, wenn man es entsprechend einlagert, sodass man es ohne Probleme wieder bergen kann. Und in der Sonne fällt der Atommüll nun wohl wirklich nicht auf.

 

Oder klingt das zu utopisch?

 

Nun - Jules Verne hat mal gerade vor 4,65 Sekunden von einer Reise zum Mond geträumt. Knapp 3,2 Sekunden später landeten die ersten Amerikaner dann wirklich auf dem Mond.

 

Aber das Zeug für eine Zeitspanne von 9 Stunden zu verbuddeln, sodass eine Bergung auch nicht möglich ist, ist purer Wahnsinn. Die Pyramiden von Gizeh wurden vor ungefähr 2 Minuten und 20 Sekunden gebaut. Und wir wollen wirklich ernsthaft etwas erschaffen, das dagegen 9 Stunden lang sicher ist?

 

Ach ja - die Schachtanlage Asse, in der man großtechnisch die Endlagerung erforschte und praktizierte, war nicht einmal 1,5 Sekunden lang dicht. Nicht einmal 1,5 Sekunden. Und wir wollen für 9 Stunden Sicherheit gewähren.

 

Wir müssen doch nicht Bergwerkstollen nehmen, wo es, mit großem technischen Aufwand in die Tiefe geht. Wir haben auch Berge, die nach oben ragen, in die man, relativ leicht, waagerechte oder leicht abschüssige Straßen hineinlegen kann. Ich will das 3. Reich hier nicht als Vorbild bringen, aber schon damals war man in der Lage, als Schutz gegen die Luftangriffe, für Fabriken, riesige Bergwerkstollen in Berge zu treiben.

 

Und es soll ja nicht für die Ewigkeit sein, sondern nur für ca. 6-10 Sekunden, oder auf unsere heutige Zeit umgemünzt, für ca. 200-300 Jahre. Ist es wirklich utopischer zu glauben, wenn man sich die Entwicklung der letzten 200 Jahre ansieht, dass wir in 200 Jahren das Zeug gefahrlos zur Sonne schießen können, als zu glauben, wir könnten es für eine Million Jahre sicher verbuddeln?

 

Und mit Verlaub. Atombombensicher muss das Zeug nicht gelagert sein. Sollten über uns ein paar Atombomben hochgehen, macht es wohl kaum was aus, wenn der Atommüll dann auch noch als Verstrahlungspotenzial dazu kommt.

 

Der Unterschied zwischen 6-10 Sekunden und ganzen 9 Stunden ist nun wirklich ein erheblicher Unterschied. Oder eben die Zeitspanne zwischen heute und den Napoleonischen Kriegen oder heute und unserer steinzeitliche Welt vor einer Million Jahren in Afrika.

 

Und wenn wir, wenn man die technische Entwicklung der letzten zweihundert Jahre sieht, nicht in weiteren zweihundert Jahren das Zeug gefahrlos entsorgen können, dürfte es nur daran liegen, dass wir uns bis dahin selbst vernichtet haben. Und sollte die Welt dann unbewohnbar sein, ist es egal, wo das Zeug dann liegt.

 

Egal wie man plant, den Atommüll zu lagern; er muss so gelagert werden, dass man ohne große Probleme, auch in ein paar hundert Jahren, das Zeug wieder hervorholen kann.

 

Den Müll für immer und ewig zu verbuddeln, für die nächsten 9 Stunden, also von 00:00 Uhr bis 09:00 Uhr des zweiten Menschheitstages wäre ein Verbrechen an die Menschheit.

 

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 4
  • #1

    Hubert Daubmeier (Dienstag, 14 Oktober 2014 13:08)

    Das Problem ist doch die sichere Verwahrung über diesen extrem langen Zeitraum. Nun ist es ein typisches Problem der Deutschen jedes Problem gradezu über Nacht lösen zu wollen. Wie die Beispiele der Zeiträume plastisch zeigen, muss ich nicht (und macht auch keinen Sinn) die ultimative finale Lösung in einem Augenblick erzwingen zu wollen.

    Zweitens ist unsere Haltung zur Atomtechnik dermaßen ins Irrationale abgeglitten, dass der Rest der Welt sich wundert was in die Deutschen gefahren ist. Andere planen neue AKWs. Bei uns ist es noch nicht mal erlaubt darüber nachdenken ob es Sinn machen würde neue Techniken auszuprobieren die den Müll "verbrennen" und die Halbwertszeiten drastisch zu reduzieren.

  • #2

    Karl Matell (Freitag, 22 Februar 2019 14:10)

    Sicherlich braucht es verdammt lange bis der Atommüll nach heutigen Erkenntnisstand "sicher" ist aber sie tun so als wäre die Zeit das Problem. Im Gegenteil, die Zeit spielt uns sogar in die Hände da wir genügend Zeit haben eine Lösung für das Brennmaterial bzw neue Konzepte für AKWs zu entwickeln die weniger Endmaterial produzieren oder dieses sogar recyclen. Glauben sie allen ernstes, dass man spätestens in 100 Jahren keine technische Lösung für dieses Problem hätte? Ach übrigends, was die Strahlung angeht kann ich sie beruhigen - da geht vom Berg mehr aus, als vom Endlager. Ums mal vorsichtig zu sagen, ihr Blog ist für Atomkrafthysteriker und Klimapopulisten die gegenüber Physik und klaren Verstand renitent sind und sich stattdessen dämliche Zeitvergleiche daher fabulieren die den "Wahnsinn" aufzeigen sollen. Fakt ist, wenn überall auf der Welt anstatt von Kohlekraftwerken Atomkraftwerke stehen würden gäbe es nicht dieses Gezeter über die Co2 Emissionen. Genaugenommen sind Aktivisten wie sie an der der aktuellen Klimabilanz schuld!

  • #3

    Berthold Kogge (Freitag, 22 Februar 2019 18:24)

    Wow, wie sollte mich jemand beruhigen, der die Problematik gar nicht erfasst, und daher nur Phrasen dreschen kann.

    1. Sollte ein Endlager kommen, dann soll es so konzeptioniert sein, dass es nach dem Motto läuft, aus den Augen aus dem Sinn. Es wird so gebaut, dass man nie mehr daran kommen können soll.

    Wir haben Atomkraft nicht erst seit gestern, man hatte nun wirklich genug Zeit, sich über ein Endlager Gedanken zu machen. Eine Lösung hat man nicht einmal im Ansatz gefunden.

    Und auch Ihr Hinweis, den sie mit „im übrigen“ anfangen, ist an dem Thema voll vorbei. Das ist doch nicht das Problem. Im Gegenteil, es gibt genügend Gründe, anzunehmen, dass in 1000 Jahren, mein Artikel weist ja wohl auf die Probleme hin, niemand mehr weiß, wo Endlager sein wird. Zumindest ist es sehr wahrscheinlich. Und wer weiß, was in der Zeit alles passiert.

    Asse ist ein gutes Beispiel, wobei Asse noch nicht ganz 1000 Jahre existiert. Ok, man weiß noch, wo der Atommüll liegt, aber niemand weiß, wie er wieder entfernt werden kann. Und er muss entfernt werden.

    Um es vorsichtig zu sagen (ich lehne mich mal an Ihre Rhetorik an). Ihre Aussage ist eher für jeden, der einigermaßen Verstand hat, erschreckend.

    Und die Zeitvergleiche sind nicht dämlich, denn für die in meinem Blog genannte Zeit, soll ein Endlager sicher sein. Wenn irgendein Trottel, weil er von dem Lager nichts weiß, dort in zehn Jahren irgendwie herum bohrt, oder eine Sprengung durchführt, kann schnell eine Katastrophe entstehen. Sie zeigen sehr gut, dass vielen einfach eine Vorstellungskraft für die Zeit fehlt.

  • #4

    Berthold Kogge (Samstag, 23 Februar 2019 08:18)

    Oh ich habe mich verschrieben.

    Es soll im letzten Absatz nicht in zehn Jahren, sondern in zehntausend Jahren heißen.

    Ach, und sollten wir in hundert Jahren wirklich sichere Atomkraftwerke, mit sicherer Technik für den entstehenden Abfall, bauen können, können wir ja dann damit wieder anfangen, sollten wir wirklich bis dahin nicht die Energie, die sowieso auf der Erde entsteht (wie Wind) oder auf die Erde fällt (wie Sonnenenergie), voll ausschöpfen können.

    Allerdings, wenn ich mir so ansehe, wie sich die Windernegie und Sonnenenergie in den letzten 20-30 Jahren entwickelt hat, sollten wir dabei bleiben.

    Dass aber Atomenergie nicht sicher ist, hat nicht nur Tschernobyl und Fukushima gezeigt. Und das nach 50 Jahren Gedankenspiele es immer noch keine sicheren Entlager gibt, nicht einmal in der Entstehung, zeigt, lässt daran zweifeln, dass wir eine wirkliche Lösung finden.

    Alles Probleme, die bei Sonne und Wind gar nicht erst entstehen.