Und wieder geht die Suche nach einem Atommüllendlager in eine neue Runde. Und im Grunde ist die erste Hürde, die zu überwinden ist, das altbekannte Sankt-Florian-Prinzip, das da lautet:
„Heiliger Sankt Florian, beschütz mein Haus, zünd ein andres an.“
Oder auf das Atomendlager umzudeuten. Endlager ja, aber bitte nicht in meinem Bundesland. Es gibt ja immerhin noch 15 andere Bundesländer.
Nun stelle ich hier aber mal – eine wirklich ernst gemeinte Frage, die da lautet:
„Brauchen wir überhaupt ein Atomendlager für unseren Atommüll?
Ich sage: „Nein!“
Und ich begründe meine Meinung auch gerne.
Egal wo das Zeug hinkommt, es soll dort runde 100.000 Jahre - ohne eine andere Option zu berücksichtigen - sicher lagern. Das ist eine unvorstellbar lange Zeit. Wenn bereits die Neandertaler Atommüll verbuddelt hätten, so wie wir es jetzt tun wollen, müssten wir heute noch wissen, wo sie es denn damals verbuddelt haben.
In einer Universität in den USA hat man vor ungefähr 70 Jahren in einem Kellerraum eine Zeitkapsel eingebaut. Dinge, die damals aktuell waren in einen Raum gestellt, diesen mit einer Metalltür versiegelt und eine entsprechende Tafel an der Tür angebracht. Schon nach wenigen Jahren war der Raum in Vergessenheit geraten. Per Zufall stieß irgendwann ein Student auf diese massive Metalltür und las die dort angebrachte Tafel mit Erstaunen.
Glaubt von uns wirklich einer, dass unsere Nachkommen in 1.000 Jahren wissen werden, wo wir Atommüll verbuddelt haben? Geschweige dann in 2.000, 10.000 oder gar in 100.000 Jahren.
Vor grob 1.000 Jahren besiegte Otto I, König des Ostfkrankenreiches, die Ungarn auf dem Lechfeld.
Vor grob 2.000 Jahren, während ein Kind namens Jesus in Palästina seine Kindheit erlebte, hauten ein paar Germanen, wenn man Richard Wagner glauben soll, mit Bärenfellen über den Schultern, den Legionen des Publius Quinctilius Varus eins auf die Mütze und ließen den römischen Kaiser Augustus regelrecht in Panik geraten.
All das ist lange her. Sehr lange sogar. Und doch wollen wir ein sicheres Endlager schaffen, das sogar einen Zeitraum der 50 x so lange, bzw. 100 x so lange unter menschlicher Kontrolle bleiben muss, wie Zeit seit den von mir beschriebenen Ereignissen verstrichen ist. Das ist der reine Wahnsinn.
Und wenn dann in 2.000 Jahren in der Zukunft, das ist, wenn wir den gleichen Zeitraum in die Vergangenheit reisen, dann, als Jesus geboren wurde und der Cherusker Arminius die Römer schlug, ein paar Bergleute ein Loch in einen Berg sprengen, weil sie ein Mineral fördern wollen, dass wir heutzutage noch nicht einmal kennen, fliegt denen unser Endlager dann einfach mal so um die Ohren. Denn es ist unwahrscheinlch, das in 2.000 Jahren noch jemand von unserer Dummheit weiß.
Da kann man nur die Frage stellen, wie bescheuert sind wir eigentlich. Oder geht es uns eigentlich, und das halte ich für wahrscheinlicher, nur darum, das Zeug erst einmal zu verbuddeln und dann zu hoffen, dass alles so lange dort unten sicher lagert, bis wir tot sind, und um die Sorgen unser Nachkommen müssen die sich dann eben selbst kümmern. Auch da könnte man ja die Behauptung aufstellen:
„Wieso sollen wir uns um die Sorgen der nachkommenden Generationen kümmern, die kümmern sich ja auch nicht um unsere Sorgen.“
Auch eine Art des Heiligen Sankt Florian-Prinzips.
Fakt ist, wir können kein sicheres Endlager bauen, für das wir auch nur annäherungsweise eine Sicherheit für den entsprechenden Zeitraum gewährleisten können. Also dürfen wir es auch gar nicht erst versuchen uns darauf zu versteifen. Dass wir nämlich, sollte es in die Hose gehen, schon lange tot sind, und man uns nicht mehr zur Rechenschaft ziehen kann, entbindet uns nicht von der Verantwortung.
Gibt es Alternativen? Ja, die gibt es.
Sicher nicht sicherer, aber dafür für einen, wenn auch nicht überschaubarem Zeitraum, doch für einen Zeitraum, der wesentlich überschaubarer ist, als ein Endlager.
Wie wäre es denn mit einem Zwischenlager von 500 - 600 Jahren. Und dann schießen wir bzw. unsere Nachkommen das Zeug einfach in die Sonne. Da gibt es so viele Kernschmelzen, da würde unser Atommüll wohl gar nicht auffallen.
Und ich bin mir sicher, dass das machbar wäre.
Vor 600 Jahren dachten noch die Leute, zumindest in Europa, die Welt wäre eine Scheibe, nach dessen Vorbild die Italiener dann die Form der Pizza erfunden haben. Jeder Seemann hatte damals Schiss zu weit nach Westen zu segeln, da er annahm, dann irgendwann von dieser Pizza herunterzufallen – ins Nirwana, oder wohin auch immer. Und das mit kleinen Karavellen, die wir heute im Allgemeinen als Nussschale bezeichnen würden.
Hätte jemand vor grob 500 Jahren Vasco da Gama oder Christoph Kolumbus erzählt, wie die Welt heute aussieht, was wir heute alles können, dass wir Fußspuren und die Abdrücke von Autorreifen auf dem Mond hinterlassen haben, hätten sie es demjenigen nicht geglaubt und wohl persönlich dafür gesorgt, dass derjenige auf den Scheiterhaufen gekommen wäre.
Wie will man jemandem, der eine Karavelle als ein großes Schiff ansieht, einen Großtanker oder Flugzeugträger, auf dem sogar Flugzeuge starten und landen können, erklären? Und was sind eigentlich Flugzeuge, wäre sicher nur eine von den Rückfragen, die kommen würden?
Wenn aber die technische Entwicklung in den nächsten 500 Jahren genauso rasant voranschreitet, wie sie in den letzten 500 Jahren vorangeschritten ist, müssen wir davon ausgehen, dass auch wir uns nicht vorstellen können, was unsere Nachkommen in 500 Jahren alles können. Geht die Entwicklung aber genauso rasant, wie in den letzten 500 Jahren weiter, müsste eine sichere Entsorgung des Atommülls in die Sonne dann wirklich kein Problem sein.
Daher wäre es absoluter Quatsch, eine riesige Dummheit, ein Endlager zu bauen, in der der ganze Scheiß dann 100.000 Jahre lagern muss. Und wir dann vielleicht noch, ähnlich wie in Asse, das Zeug so einlagern, dass es auch nicht mehr, oder nur mit unvorstellbaren Risiken, wieder zu bergen wäre, wenn man es denn doch noch loswerden möchte oder loswerden muss.
100.000 Jahre gegen 500 Jahre.
Wenn man die (grob) zwei Millionen Jahre Menschheitsgeschichte auf einen Tag (24 Stunden) zusammenpresst, wäre das dann ein Unterschied von:
1 Stunde und 10 Minuten für 100.000 Jahre
gegen
ca. 20 Sekunden für 500 Jahre.
Zumindest wenn man für die jeweilige Zeit einmal die Luft anhalten soll, wird einem der Unterschied ja wohl sehr deutlich werden, und auch wie gravierend der Unterschied ist.
Also. Versuchen wir doch bitte ein sicheres Zwischenlager für 500-600 Jahre zu bauen, das, sollten wir vielleicht sogar schon in 300 Jahren die Raumfahrt beherrschen, auch dann bereits wieder geleert werden kann, aber wohl sicher spätestens in 500-600 Jahren.
So ein Zwischenlager wäre wohl nicht sicherer als ein Endlager, aber es wäre wohl auch nicht unsicherer. Und die Zeit des Risikos würde sich dramatisch verkürzen, nämlich um ca. 98% auf ca. 2% der Zeitspanne, die ein Endlager sicher sein müsste.
Sollte meine These auch nur andeutungsweise stimmen. Würden wir nicht das Risiko selbst verringern, aber wir würden die Zeit des Risikos um 98 % verringern. Ich finde das ist, erst recht da auch das Erinnerungsvermögen der Menschheit dann nur noch einen Bruchteil der Zeit halten muss, ein Argument.
Wir können es ja von mir aus auch, also das was gebaut werden soll, Endlager nennen, aber wir sollten es so konstruieren, dass wir auch dieses Endlager wieder entsorgen können, wenn wir eine echte Endsorgung beherrschen. Es aber 100.000 Jahre alternativlos einzubuddeln ist ein Verbrechen.
Und wer behauptet, das sei blödsinnige Science-Fiction, nun der kann ja mal den Vergleich der Entwicklung in den letzten 500 Jahren (Karavelle – Flugzeugträger), in die nächsten 500 Jahre (Flugzeugträger - ????) projizieren.
Macht also nicht den Fehler und sucht das Holz für einen Scheiterhaufen, um mich darauf zu verbrennen. Wir können uns ja stattdessen in 500 Jahren wieder treffen, um zu sehen, wer recht hatte. Wir können dann ja auch gleich Vasco da Gama und Christoph Kolumbus mit ins 26. Jahrhundert einladen. Mal sehen, wie die es da so finden.
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